Warum das Ganze?


Worum geht’s?

Bundesweit und auch in Viernheim stockt die Energiewende. Und gleichzeitig sind die Preise für Energie und Strom extrem hoch. Gerade auch in Viernheim, wie Vergleiche zeigen.

Letztendlich geht es um 2 Dinge: Um die Energiewende im Allgemeinen und um die Preise für Energie.

Für die Energiewende im Allgemeinen muss es uns gelingen, möglichst allen Strom aus regenerativen Quellen zu beziehen. Photovoltaik istz hierbei eine Lösung.

Für jeden von uns spielt der Preis für Energie und eben auch Strom eine bedeutende Rolle. Insbesondere der Preis für Strom in Viernheim mit über 62 Cent pro Kilowattstunde war echt spitze. Nicht dass es andere nicht auch noch teurer können, aber eben viele auch sehr viel günstiger. Mannheim zum Beispiel hatte zeitgleich einen Preis von 44,95 Cent pro Kilowattstunde oder Weinheim mit 38,78 Cent pro Kilowattstunde. Leider gelten die Preise nur für Menschen, die im jeweiligen Versorgungsgebiet wohnen. Auch wenn die Viernheimer Stadtwerke den Preis inzwischen wieder gesenkt haben, lohnt es sich, Strom für den Eigenbedarf selbst zu produzieren.

Woran liegt’s?

Das ist eine schwierige Frage, denn die Stadtwerke veröffentlichen dazu nichts. Das verwundert, gehören die Stadtwerke doch zu 100 Prozent der Stadt und werden damit von der Kommunalpolitik und durch den Bürgermeister als Aufsichtsratsvorsitzender kontrolliert. Hier könnte also durchaus leicht mehr Kommunikation erfolgen, wenn es die Politik denn wollte.

Und erklärungsbedürftig ist es ja auch, wenn man sich umschaut und sieht, dass in der direkten Nachbarschaft der Strom deutlich günstiger war. Was machen die anders? Oder was machen die Stadtwerke falsch? Offiziell gibt es dazu keine Verlautbarungen. Diese wären aber interessant, wenn man sich weiterhin auf seinen Stromversorger verlassen können will.

Was kann man selbst tun?

Selbsthilfe ist angesagt. Die Frage ist, was kann man denn selbst tun? Erstens um sich selbst wenigstens ein bisschen vor hohen Strompreisen zu schützen und zweitens auch um die Energiewende durch einen eigenen Beitrag voranzubringen. Photovoltaik (PV), also der Strom aus Sonnenlicht, ist dabei Teil einer Lösung. Aber nicht jeder ist Eigentümer eines Daches und kann sich die Installation einer größeren PV-Anlage leisten. Was kann man als Mieter in einer Mietwohnung tun? Ein eigenes Balkonsolarmodul kann helfen. Der Kühlschrank, der Internetrouter – viele elektrische Geräte verbrauchen den ganzen Tag Strom. Mit einem solchen Balkonsolarmodul, kann der Grundverbrauch an Strom, den man unweigerlich in der eigenen Wohnung hat, schon zum Teil gedeckt werden.

Was ist Balkonsolar?

Balkonsolarmodule – oder auch Balkonkraftwerk, Steckersolarmodul, Mini-PV genannt – sind kleine PV-Anlagen, die sich einfach montieren und installieren lassen. Das Ziel ist, vielen Menschen zu ermöglichen, günstig und mit geringem Aufwand einen Teil zur Energiewende beizutragen. Dabei werden ein oder auch mehrere kleine Solarpanels am Balkongeländer oder an anderem geeigneten Ort installiert und mit dem kleinen Wechselrichter verbunden. Dieser speist dann über einen Stecker den gewonnenen Strom in die Steckdose ein. Fertig ist die Mini-Solaranlage.

Eigeninitiative notwendig

In Viernheim (und anderswo) muss man als Bürger selbst aktiv werden und die Initiative ergreifen. Das kann man individuell tun und sich eine eigene Stromversorgung aufbauen. Wenn man ein eigenes Dach oder andere geeignete Flächen hat, kann man dort eine große PV-Anlage installieren lassen und produziert fortan einen Teil des Stroms einfach selbst. Aber es braucht dazu eben ein Dach und das nötige Kleingeld.

Für Menschen in der Mietwohnung oder auch in der Eigentumswohnung im Mehrfamilienhaus ist das schwieriger. Und für Menschen, die die finanzielle Investition in eine eigene große PV-Anlage nicht stemmen können, nochmal mehr. Was können die tun? Ein wenig Abhilfe kann eine kleine PV-Anlage schaffen, die man am Balkongeländer befestigt oder auf das Garagendach montiert: die Balkonsolarmodule. Diese lassen sich leicht installieren und durch einfaches Einstecken des Steckers der Anlage in die Steckdose wird der produzierte Strom dann in das eigene Hausnetz eingespeist.

Wie kann man diese Idee verbreiten?

Das Problem ist, dass viele nicht wissen, dass es die Möglichkeit gibt oder manche sich nicht trauen, weil sie zu wenig Informationen dazu haben etc. Viele Städte, Stadtwerke oder auch Landkreise fördern das durch Zuschüsse für den Kauf einer Anlage oder auch mit dem entsprechenden Informationsangebot. Viernheim nicht! Zuschüsse reizen natürlich, sich damit auseinander zu setzen und die notwendigen Schritte zu tun. Alles das hatten wir in Viernheim bisher aber nicht. Bisher!

Bürger werden initiativ

In Viernheim haben einige Bürgerinnen und Bürger die Initiative ergriffen und werden selbst aktiv. Bürger Initiativ ist dabei keine Bürgerinitiative, kein Verein, sondern eher ein Rahmen, in dem man gemeinsam Themen jeder Art voranbringen kann. Aktuell sind das vor allem Themen rund um das Thema Klimaschutz und eben aktuell die Aktion „Balkonsolarmodule“.

Balkonsolarmodule

Bei dieser Aktion geht es darum, Viernheimer Bürgerinnen und Bürger zum Thema Balkonsolar zu informieren und eine günstige Bestellmöglichkeit zu organisieren. Natürlich kann man die Module auch im Internet bestellen oder im Fachhandel kaufen – aber dort sind die Module oft wesentlich teurer.

Bei unserer Aktion haben wir uns der Rossdorfer Energie-Gemeinschaft e.V. angeschlossen, die schon seit einiger Zeit Sammelbestellungen von Solarmodulen organisiert. Mit wachsendem und beeindruckendem Erfolg: Im Jahr 2022 wurden über 7000 Module in Rossdorf und in anderen inzwischen angeschlossenen Städten Südhessens günstig verteilt.

Über diesen Kanal bekommen wir unsere Balkonsolarmodule, die wir darüber rund 100 Euro günstiger anbieten können, als die meisten anderen Quellen im Internet.

Sammelbestellungen können Lieferkettenprobleme umschiffen

Das Prinzip der Sammelbestellungen hilft dabei, einen günstigen Preis zu bekommen, denn wenn man viele Module – in unserem Fall Containerweise! – bestellt, erhält man günstigere Preise. Wenn man dann auch noch den Zwischenhandel weglässt (und die eine oder andere Arbeit ehrenamtlich macht), dann kann man schnell ein gutes Angebot zurechtzimmern. Wir von Bürger Initiaitiv haben das auch nicht selbst erfunden, sind aber auf der Suche nach einer Möglichkeit auf die Rossdorfer Initiative (und andere deutschlandweit) gestoßen.

Das Prinzip ließe sich weiterdenken. Wenn Viernheim wirklich die PV massiv ausbauen will, wie es sich die Politik gerne auf die Fahne schreibt, können Sammelbestellungen und Selbstorganisation, ggf. Selbstbau oder die Gründung eines eigenen Solarteurs über die Lieferkettenprobleme und den Fachkräftemangel hinweghelfen.

Wie sieht es aus mit Fördermitteln?

Viele Städte, Landkreis oder auch Bundesländer fördern den Kauf von Balkonsolaranlagen. Der Kreis Bergstraße hatte Ende des letzten Jahres noch ein (finanziell begrenztes) Förderprogramm aufgelegt und Mannheim hat sein Förderprogramm nochmal verdoppelt. Viernheim macht hier nichts. Das verwundert, denn Viernheim liegt beim Ausbau der Photovoltaik weit hinter den südhessischen Nachbargemeinden. Wenn man sich die Zahlen des Marktstammdatenregisters zum Ausbau in Viernheim anschaut, passen diese mit den durch Stadt und Politik postulierten Ansprüchen nicht zusammen.

Der Brundtlandbeauftragte der Stadt, Philip Granzow hat in der Presse mal gesagt, dass die Anlagen so preiswert seien, dass eine Förderung nicht notwendig sei. Damit mag er grundsätzlich Recht haben – zum Beispiel, wenn man, wie wir als „Bürger Initiaitv“ in dieser Aktion eine preiswerte Bezugsmöglichkeit ohne hohe Hürden organisiert. Die Anlagen, die man auf dem Markt zu kaufen bekommt, sind oft teurer oder gar überteuert. Für eine Anlage von 600 Watt, die bei uns aktuell knapp 449,- Euro kostet, kann man auf dem Markt auch schon mal bis zu 1800,- Euro berappen.

Für uns heißt da aber gar nicht, dass man in Viernheim unbedingt fördern müsste. Aber mehr Aufmerksamkeit für das Thema Balkonsolar oder die eigene Schaffung preiswerter Bezugsmöglichkeiten könnte die Stadt schon in die Hand nehmen.

Und es geht eben doch!

Auch das ist ein Ziel unseres Engagements: Hier alternative Wege aufzuzeigen, wie es doch gehen kann und sich nicht einlullen lassen von den Ausreden und Ausflüchten, warum man jetzt leider doch nichts gegen die Energiekrise oder den Klimawandel tun kann. 930 Module passen in einen Überseecontainer. Wenn wir 930 Bestellungen in Viernheim zusammenbekämen, dann bestellen wir eben einen eigenen Container. Der kommt dann zwei bis drei Monate später bei uns an und wir hätten jede Menge Material zum Installieren.